Sendungen zum Thema Gefängnis (2)
Von der Fitness-App bis zur jüngsten US-Gefängnis-Reform: Menschliches Verhalten wird heute im großen Umfang gesteuert – und zwar nicht mehr so sehr durch Befehle, Verbote und Strafen, sondern durch ‚Anreize‘ und ‚Belohnungen‘. Einer der Ursprünge dieser Verhaltenstechnologie, so die These von Constantins in Entstehung begriffener Masterarbeit, liegen in den sogenannten ‚Token Economies‘ der 1960er und 70er Jahre in den USA: Großangelegte Projekte der ‚Behavior Modification‘, die in Psychiatrien, Schulen, Gefängnissen eine Art Mikro-Ökonomie einrichteten: Erwünschtes Verhalten wurde mit einer Ersatzwährung (Münzen, Chips oder Punkten) bezahlt, unerwünschtes kostete. Und wer nicht genügend ‚Tokens‘ verdiente, der konnte eben keine ‚Privilegien‘ mehr erkaufen, sondern wurde auf das bloße Existenzminimum zurückgesetzt. In dieser Ausgabe stellt uns Constantin die Grundzüge seiner Arbeit vor. Dabei geht es nicht zuletzt um die Frage, was die Token Economies mit neoliberaler ‚Regierungskunst‘ gemein haben.
Besetzung
Constantin Hühn (Gast & Sendungsredaktion)
Lucas Wija (Moderation & Sendungsredaktion)
Schon die ersten Telefone mit Selbstwählfunktion wurden damit beworben, dass sie unerwünschte Mithörer ausschließen. Wie die Reklame für nebenstehendes Exemplar von 1912 bezeugt, sollte der technisierte Verbindungsaufbau die Anonymität der Gesprächspartner sicherstellen. Eine Eigenschaft, auf die man sich beim „Fräulein vom Amt“ nicht immer verlassen konnte. Heute wirkt es ironisch, auf die Technik zum Schutz der Privatsphäre zu setzen, sind doch die Formen der Überwachung erst mithilfe technischer Unterstützung ubiquitär und komplex geworden. Immer wieder werden uns in einer Abfolge kleinerer und größerer Skandale die Möglichkeiten der Überwachung vor Augen geführt, die vor kurzem noch als Hollywoodutopie abgetan wurden. Immer umfänglicher werden Daten von uns erhoben bzw. erzeugen wir sie selbst. Die Auswertung dieser als Big Data beschriebenen Datenflut, soll unsere Absichten und Botschaften offenlegen. Diesem unüberschaubaren Dickicht versuchen wir in dieser Ausgabe der KulturWelle gar nicht erst Herr zu werden, sondern lassen uns vielmehr affirmativ darauf ein. Im Kaleidoskop der Überwachung steuert jedes Redaktionsmitglied einen kurzen Beitrag zu einem ABC der Überwachung bei. Zwischendurch belauschen wir ein Gespräch von Frank Rieger und Felix von Leitner. Es entsteht ein notwendig fragmentarischer Überblick zu einem Phänomen, das so in seiner Vielgestaltigkeit erkennbar wird.
Besetzung
Constantin Hühn (Moderation)
Redaktion (Sendungsredaktion)