Sendungen zum Thema Körper (6)
In Nikolaj Gogols Erzählung "Die Nase" von 1836 findet ein Barbier eine abgeschnittene Nase in seinem Frühstücksbrot. Gleichzeitig erwacht ein Beamter - wie sonst - ohne Nase. Er macht sich auf die Suche, begenet sogar seiner Nase, allerdings entwischt sie ihm. Seit Gogols modern-surrealistischer Erzählung avant la lettre muss sich niemand mehr wundern, so schreibt die Zeit zu Gogols 200. Geburtstag, wenn er eines morgens als Käfer erwacht. In der Afterhour #6 nehmen wir uns der Nase an - nicht nur der Erzählung, sondern des Körperteils, der so sehr ins Auge springt und seit der Aufklärung doch verdrängt scheint. Wo Gott Adam den Lebenshauch einflößte, ist heute der Sitz zweifelhafter Konnotationen - Nasen werden in fremde Angelegenheiten gesteckt, wer lügt bekommt eine lange Nase, ihr wisst, was man über Männer mit langen Nasen sagt - den Verbindungen vieler dieser Redewengungen und Klischees zum historischen und gegenwärtigen Antisemitismus wollen wir besondere Aufmerksamkeit schenkten. Ist die Nase ein verdrängter Körperteil, der immer wieder zurückkehrt? Außerdem: Techno und Nasenflötenmusik.
Besetzung
Was hat Körperlichkeit mit dem Aufstieg des Rechtspopulismus zu tun? Hat die Trennung zwischen einem »vernünftigen«, politischen Kopf und dem »unvernünftigen«, triebhaften Körper jemals funktioniert? Ist Hillary Clinton nicht Präsidentin geworden, weil sie einen Frauenkörper hat? Die jüngsten politischen Entwicklungen stellen die Frage nach dem Zusammenhang von Körper und Politik mit neuer Dringlichkeit. In der Kulturwelle Afterhour #05 sprechen wir mit dem Affektforscher Rainer Mühlhoff und der Kulturwissenschaftlerin Claudia Bruns darüber, wie Politisches »verkörpert« wird und Körper politisch werden – und fragen danach, wie wir über die Geschichte und Theorie politischer Körper unsere Gegenwart besser verstehen können.
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