Sendungen zum Thema Medizin (3)
Im 14.–17. Jahrhundert begannen große Gruppen von Menschen im Rheingebiet, scheinbar unfreiwilig und sehr ausdauernd zu tanzen. Zeitgenossen taten das als unterhaltsames oder irritierendes, aber nicht weiter tiefgreifendes Phänomen ab und waren uneins, ob das ein Fall für die Medizin oder die Kirche sei. Das änderte sich im Laufe der Jahrhunderte. Mit dem Historiker Gregor Rohmann verfolgen wir nach, wie die »Tanzwuth« als ansteckende Krankheit konstruiert wurde – und welche Vorannahmen und Denkmuster sie bis heute prägt. Das Gespräch führt uns vom Alchemiker Paracelsus bis zur NS-Propaganda und von Pest und Cholera bis zu illegalen Technobeats.
Besetzung
»Die Zukunft, die wir wollen, muss erfunden werden. Sonst bekommen wir eine, die wir nicht wollten«, sagte einmal der Künstler Joseph Beuys. Die Zukunft ist demnach radikal unbestimmt, das heißt menschliche Verhandlungsmasse, egal ob sie von Gott, einem Schicksal oder anderen Prognoseverfahren erzeugt wird. Sie ist immer schon eine Erfindung. Diese Erfindung aber müssten wir selbst immer wieder neu vornehmen und dem Herannahen einer ungewollten Zukunft prä-ventiv zuvorkommen - was nur möglich wird, indem wir den Blick in den Möglichkeitsraum der Zukunft wagen und uns vorstellen, was möglicherweise kommen könnte. Mit diesem Möglichkeitsraum - der lange Zeit vorbestimmter Raum war - wollen wir uns in der aktuellen Ausgabe der Kulturwelle befassen, sowie mit verschiedenen Zugriffen darauf, in Geschichte wie Gegenwart. Neela Janssen erforscht dafür in ihrem Feature aktuelle Techniken der Pränataldiagnostik und sucht nach Parallelen in vormodernen Techniken der Vorhersage. Darüber hinaus werden wir uns mit der Wiener Literaturwissenschaftlerin Eva Horn über das moderne Verhältnis zur Zukunft als Katastrophe unterhalten und mit dem Berliner Kulturwissenschaftler Stefan Willer über vergangene Zukunftsmodelle das aktuelle Sicherheitsdenken sowie Chancen und Risiken gegenwärtiger Präventionstechniken sprechen. Schließlich wollen wir selbst einen Blick in die Zukunft wagen und uns fragen: Wohin entwickelt sich das Zukunftswissen?
Besetzung
Eva Horn (Gast)
Stefan Willer (Gast)
Bernadette Breyer (Sendungsredaktion)
Constantin Hühn (Sendungsredaktion & Moderation)
Das Performance-Festival Foreign Affairs läuft noch bis zum 5. Juli und ist zu finden auf den Seiten der Berliner Festspiele. Darunter auch: die 24-Stunden-Performance “Mount Olympus. To glorify the cult of tragedy”
Das Buch 2112 – Die Welt in 100 Jahren erschien 2012 bei Georg Olms und ist zu finden über die: ISBN-Suche