Sendungen zum Thema Renaissance (2)
1460 bringt ein Gelehrter wiederentdeckte Schriften nach Florenz: Platons Dialoge und das »Hermetische Korpus«. Letzteres gilt als die älteste Schrift der Welt, und so lässt Cosimo de' Medici den Hermetischen Korpus auch zuerst – vor Platon – übersetzen. Der Inhalt erschüttert die Grundfesten des mittelalterlich-christlichen Weltbilds: Der Mensch wird darin als »Bruder« Gottes beschrieben, der auch in den Schöpfungsprozess eingreifen darf und soll. Was folgt, ist eine das 15. und 16. Jahrhundert umspannende Telenovela, in der allerlei Alchemiker variierender Dubiosität genauso mitspielen wie ein junges Königspaar, das in Prag eine »alchemische Dynastie« gründen will (was vom 30-jährigen Krieg verhindert wird). Auch ein gewisser Isaac Newton steckt tiefer mit drin, als man heute denken würde. Im Rahmen unserer Reihe zu nicht-hegemonialen Wissensformen nehmen wir uns diesen Freitag der Alchemie an. Welche Vorstellungen von Wissenschaft und Religion, von Materie und Geist prägen sie – und was ist ihre politische Position zwischen Aufklärung, Reformation und Frühkapitalismus? Diese und andere Fragen klären wir im Gespräch mit unserem Studiogast, dem Historiker und Kulturwissenschaftler Stefan Laube.
Besetzung
Wir konnten natürlich nur einige essentielle Stoffe aus der reichen Gedankenwelt und Geschichte der europäischen Alchemie destillieren. Für mehr gibt es hier einige Startpunkte:
- Unser Studiogast Stefan Laube ist Mitherausgeber des sehr empfehlenswerten Katalogs Goldenes Wissen. Die Alchemie – Substanzen, Synthesen, Symbolik, ISBN 978-3-447-10251-3
- Einen Überblick liefert der Wissenschaftshistoriker Hans-Werner Schütt: Auf der Suche nach dem Stein der Weisen. Die Geschichte der Alchemie. ISBN 978-3-406-46638-0
Über den Retortenrand geblickt – zwei ältere, aber spannende Bücher:
- Für den weiteren Einfluss des Hermetischen Korpus empfiehlt sich ein Blick in die nicht unumstrittene, aber als Einführung wunderbar geeignete Monographie von Frances Yates unter dem Titel Giordano Bruno and the Hermetic Tradition, ISBN 9780226950075
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Der Historiker D. P. Walker zeigt den Einfluss »magischen« Denkens in der Renaissance in seinem Buch Spiritual and Demonic Magic: From Ficino to Campanella. University Park, Pa.: Pennsylvania State University Press, 2003., ISBN 978-0271020457
In der Kulturwelle Afterhour setzen wir unsere Staffel zu verdrängten Wissensformen fort. Dazu machen diese 11. Ausgabe zur Astrohour. In einer bunt gemischten, mal versöhnlichen, mal streitlustigen Runde mit dem Astrologen Markus Jehle, dem Religionshistoriker Kocku von Stuckrad und dem Soziologen Edgar Wunder versuchen wir uns heranzutasten, wie man über Kontexte und Strukturen der heutigen Astrologie nachdenken kann.
Besetzung
Wer die vielen leider oft nur angeschnittenen Themenfelder und Namen vertiefen möchte, kann hier beginnen:
Studiogäste
- Markus Jehle leitet als praktizierender Astrologe das Astrologie-Zentrum Berlin
- Edgar Wunder ist Gründungsmitglied der Gesellschaft für Anomalistik
- Kocku von Stuckrad veröffentlichte eine Monographie unter dem Titel: Geschichte der Astrologie. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. C. H. Beck, München 2003, ISBN 9783406509056
Weiteres
- Eine weitere hilfreiche Monographie ist: Gustav-Adolf Schoener, Astrologie in der Europäischen Religionsgeschichte: Kontinuität und Diskontinuität. Peter Lang, 2016, ISBN 978-3631674918 (Hierzu eine differenzierte Rezension von Gerhard Mayer)
- Die von Kocku von Stuckrad erwähnte von C. G. Jung angedachte »Synchronizität« findet sich z.B. in: C. G. Jung: Synchronizität, Akausalität und Okkultismus. dtv, München 2001, ISBN 3-423-35174-8
- Auch das Handbuch der wissenschaftlichen Anomalistik ist durchaus einen Blick wert.